ROLF DER ROSENKAVALIER

ROLF, der ROSENKAVALIER

© Gerlinde Pauschenwein 

 

"Eine Rose sagt mehr als tausend Worte!" Rolf, der erklärte Frauenfreund kam mit einer einzelnen, wunderschönen Rose zum Treffen. Ich war begeistert vom Duft. Der aufmerksame Ober brachte eine Vase.

Nach dem Kaffee, wir bezahlten getrennt, spazierten wir in den nahegelegenen Volksgarten, wo wir das interessante Gespräch fortsetzten. So kurz nach den Wahlen durfte das Thema Politik nicht fehlen. Wir hatten stark divergierende Positionen, Rolf vertrat das bürgerliche Lager und stand der katholischen Kirche nahe. In diesem Milieu war ich zwar groß geworden, hatte mich mit den Jahren immer weiter davon entfernt. Bevor die Diskussion in einen Disput ausartete, schob ich einen Termin vor, um das Gespräch beenden zu können. Ich hatte keine Lust auf einen Streit über Politik. Dennoch tauschten wir Visitenkarten aus.

Rolf rief mich schon am nächsten Tag an und bat um ein weiteres Rendezvous. Als Treffpunkt schlug er ein bekanntes Kaffeehaus nahe meiner Wohnung vor. Ich sagte zu, es reizte mich, mehr über Rolfs Leben zu erfahren, er hatte Sexappeal, andererseits spürte ich, dieser erzkatholische Mann würde mich permanent zu Streitgesprächen herausfordern.

Auf die Minute pünktlich trafen wir vorm Café ein. Rolf trug eine große Rolle unterm Arm. Charmant lächelnd sagte er: "Anna, ich denke, wir werden uns ab nun sehr oft sehen, das erste Treffen war doch höchst interessant. Könnten wir den Kaffee bei dir trinken, die altehrwürdigen Cafés in Wien sind verdammt t… ." (Wollte er >teuer < sagen?) Er stockte mitten im Satz und überreichte mir die Rolle. "Komm, öffne das Geschenk in deiner Wohnung."

"Nein, dazu weiß ich noch viel zu wenig über dein Leben", antwortete ich und betrat entschlossen vor ihm das Café. Rolf folgte enttäuscht.

Wir fanden in einer Nische einen kleinen runden Tisch. Verwundert lockerte ich die rote Masche, die weiße Rolle sprang auf. Am Tisch lag ein 50 x 50 cm großer Rosenkalender für das aktuelle, 10 Monate alte Jahr. Für jeden Monat gab es auf Hochglanzpapier ein Foto der unterschiedlichsten Rosensorten. Ich sah ihn indigniert an.

"Ich dachte, damit hast du 12 besondere Rosen und ich erspare mir in Zukunft die Ausgaben dafür, den Kalender kann man unten abschneiden", stotterte er verlegen.

Bei dem folgenden Gespräch gestand er, die Scheidung und gleichzeitige Frühpensionierung wegen Burnouts brachten hohe finanzielle Einbußen. Zwei Kinder studieren noch, das kostet viel! In vier Wochen müsse er die eheliche Wohnung verlassen. Mietwohnungen seien teuer, auch sei er nicht gewohnt, sich selbst die Wäsche zu waschen, zu bügeln oder zu kochen. Er möchte nahtlos bei der nächsten Frau einziehen. Diese Denkweise sei beleidigend, versuchte ich zu erklären. Er möge sein Frauenbild überdenken, Rolf verstand mich nicht.

Der gebildete Rolf, mit hohem IQ , aber fehlendem EQ , dachte ernsthaft, ich würde nach vier Wochen einen Mann, den ich kaum kenne, einziehen lassen!

 

EIN ENTSCHIEDEN ZU HOHER PREIS für einen LIEBHABER!