FRITZ - der Macho

© Gerlinde Pauschenwein 

 

Seine beeindruckende Vita war gespickt mit lateinischen Redewendungen, damit unterstrich er seine humanistische Bildung. Zuletzt beschrieb Fritz launig-erotisch seine Vorzüge als erfahrener Liebhaber. Mit Hesse endete das Mail: “Denn jedem Anfang wohnt ein Zauber inne”.

 

Hesses >Stufen< zählt zu meinen Lieblingsgedichten. Offenbarte sich hier ein Gleichklang?

Sein Vorschlag, einander in der Albertina zu treffen, gefiel mir. Wir hatten weder Fotos noch Identität preisgegeben. Ein sympathischer graumelierter, modisch gekleideter Mittfünfziger erwartete mich pünktlich, mit eingerollter Zeitschrift “Parnass” unterm Arm in der Eingangshalle.

Sein Lächeln, das Aufleuchten in den Augen zeigte, dass er ebenso erfreut war.

 

Zwei Stunden besichtigten wir die Sammlung der Albertina, Fritz zeigte sein beindruckendes Wissen. Abschließend lud er mich ins Café ein. Wir unterhielten uns über die Ausstellung und die Museen in Wien. Danach erzählte er von seiner Tätigkeit als Professor. Meiner Frage nach Privatem, nach Familie wich er geschickt aus.

 

Eine weitere Stunde war vergangen. Wir stellten beide fest, wie kurzweilig und interessant der Nachmittag verlaufen war. Er wollte mich bald wieder treffen. Wir tauschten Visitenkarten aus. Die Tatsache, dass er nicht in Wien lebte, sollte mich nicht irritieren, 2x pro Woche lehrt er auch in Wien, da könnten wir einander fix treffen. Zuletzt meinte er, aus beruflichen Gründen wäre es besser, wenn nicht ich anrufe, sondern er würde sich bei mir melden. Bei der U1 am Karlsplatz verabschiedete er sich mit Küsschen auf beide Wangen.

>Ein sympathischer Mann<, dachte ich und fuhr gut gelaunt nach Hause.

 

Am nächsten Abend rief Fritz kurz nach ZiB II an und erklärte mir, wie sehr er mich begehre. Er freue sich auf das nächste Treffen. Drei Tage später kam es zu einem kurzen Treff im Café Landtmann. Fritz musste zur Vorlesung, ich hatte eine Burgtheaterkarte. Nach der Abendvorlesung werde er zu mir kommen, stellte er fest. Ich lehnte ab, das ginge zu schnell. Er reagierte eigenartig.

Um abzulenken erzählte ich von meinem Besuch im neuen Essl Museum.

Die „Auswüchse“ der modernen Malerei interessieren ihn nicht, gab er gereizt zur Antwort.

Es entwickelte sich ein Diskurs über moderne Malerei. Und siehe da, Fritz outete sich unmissverständlich als Macho: Von Frauen erwarte er, dass sie sein fundiertes, akademisches Wissen anerkennen und nicht stur auf gegensätzlicher Position beharren.

“Anna, glaube mir, ich bin ein harmoniesüchtiger Mann, es wäre sehr einfach mit mir auszukommen, man muss nur erkennen, dass ich meistens recht habe! Meine Frau ist so ein Sturschädl und ...”. Er griff sich an den Mund.

“Ah, du suchst eine Geliebte für 2x die Woche? Vor oder nach den Vorlesungen? Wann hätte ich erfahren, dass Du verheiratet bist?”

Er schwieg.

“Und ich, ich suche einen Liebhaber, den ich nicht nur 2x pro Woche nach Vorlesungen für ein Quicky treffen kann. Dazu bin ich mir zu schade Herr Professor!” 

Ich bezahlte meinen Kaffee selbst und ging stolz erhobenen Hauptes hinaus. 

 

 Es gab nichts zu bereuen!