Der ROSAFARBENE ELEFANT
DER ROSAFARBENE ELEFANT oder GLÜCK GEHABT
© Gerlinde Pauschenwein
Durch das abrupte Ende meiner Jugendliebe war ich mit 18 Jahren hart am Boden der Realität aufgeprallt.
Eine Freundin konnte mich dazu überreden, mit unserer Clique zu einem Volksfest zu fahren. Während die Gruppe von einem Vergnügungsobjekt zum nächsten zog, stand ich traurig mit einer Flasche FANTA an einem Tisch und beobachtete das fröhliche Treiben.
Ein Mann, etwa 40, verwickelte mich in ein Gespräch. Er erkannte sofort meinen angeschlagenen Zustand und fragte, ob er mich nach Hause bringen solle. In meiner arglosen Naivität war ich dankbar für diesen Vorschlag. Ohne mich von den Freunden zu verabschieden, ging ich mit dem Fremden zum Parkplatz.
Einige Male taxierte er mich von oben bis unten. So hatte mich noch nie ein Mann angesehen. Ein Gefühl der Angst regte sich, da waren wir schon beim großen Mercedes mit Wiener Kennzeichen angelangt. Gentlemanlike öffnete er die Tür. Mein Herz begann zu klopfen, verunsichert erklärte ich, wo ich wohne. Er schien ortskundig zu sein, denn er nahm den Schleichweg zum nahen Stausee. Meinen Protest überhörte er und erzählte von Reisen und seinem Interesse an sehr jungen Mädchen. Die Angst verstärkte sich, ich blickte nicht ihn, sondern einen rosaroten Elefanten an, der unter dem Rückspiegel hin und her baumelte.
Am menschenleeren Parkplatz angekommen, sah ich nur noch seine vor Begierde funkelnden Augen, dann drückte er mir einen feuchten Kuss mit seinen heißen Lippen auf meinen Mund. Angeekelt stieß ich ihn weg und machte den nächsten Fehler. Ich sprang aus dem Auto und lief schreiend auf den See zu. Niemand konnte mich hören. Vor Angst und Kälte zitternd ließ ich mich weinend auf eine Bank fallen, es gab kein Entkommen.
Nach wenigen Schritten war er neben mir und fragte mit ruhiger Stimme, warum ich eigentlich so traurig sei. Ich erzählte vom Ende meiner ersten großen Liebe, von der strengen Erziehung. Tränen kullerten über meine Wangen. Ich redete, als ginge es um mein Leben. Plötzlich zog der Mann sein Sakko aus und hüllte mich damit ein. Der gierige Blick in seinen Augen war erloschen, er legte seine Hand schützend um meine Schultern und sprach mir Mut zu.
"Julia, lass dir nicht von der ersten Enttäuschung die Lebensfreude rauben, nütze deine Jugend und lerne so viel du kannst, dann liegt dir die Welt zu Füßen. Nütze auch immer deinen Charme, dann liegen dir die Männer zu Füßen."
Weil es ihn fröstelte, setzten wir das Gespräch im Auto fort. Er gestand, dass er mich verführen wollte, nun sei er froh, ein Mädchen wie mich getroffen zu haben. Bisher hatte er immer zu leichtes Spiel.
Als ich in sicherer Entfernung von meinem Elternhaus aus dem Auto stieg, schenkte er mir den rosa Elefanten uns sagte: "Ich wünsche Dir, dass du die Fähigkeit erwirbst, Enttäuschungen abprallen zu lassen, man braucht eine dicke Haut wie ein Elefant, aber ein weiches Herz!"
Bimbo, der kitschige rosarote Elefant baumelte viele Jahre seitlich am Bücherbord meines Zimmers. Er erinnerte mich daran, was mir in einer heiklen Situation, ein Fremder als Lebensweisheit mitgegeben hatte.