BATIK II – NATURFARBEN

  

 © Gerlinde Pauschenwein

 

Seit einigen Jahren hatte ich mich mit großer Leidenschaft der Batiktechnik verschrieben,

Seidentücher und viele kleinformatige Bilder waren entstanden. Überrascht war ich, als ich in Jugendstilbüchern die Anwendung dieser traditionellen Technik fand. Die Ornamentik der Art Nouveau mit verschlungenen Linien glich der javanischen Tradition, der Jugendstil hatte die Batik für das Kunstgewerbe entdeckt.

In Europa war die Wachskunst auf Stoff nicht bekannt. Auf der Weltausstellung in Paris 1900 zeigten private Sammler erstmals bedeutende Kollektionen javanischer Batiken, diese lösten große Begeisterung aus. Danach begann man in Holland zu batiken.

Die Muster hatten im indonesischen Raum symbolische Bedeutung, das Bandji-Muster ist eines der ältesten Motive, das sich aus dem Swastika-Ornament entwickelt hat. Glückssymbole verheißen Reichtum, Segen und langes Leben. Es gab Musterungen die nur den Herrscherdynastien oder bestimmten Schichten (Kasten) vorbehalten waren.

Ich tauchte mit aller Leidenschaft in die Welt dieser Handwerkskunst ein. So war es naheliegend, dass ich ein Land bereisen wollte, in dem die Batiktechnik eine lange Tradition hat. Mein Ziel war, neben der Kultur und Religion des Landes auch verschiedene Techniken der Batikkunst zu sehen und Naturfarben zu kaufen. Bei einer 12-tägigen Reise durch Sri Lanka besuchte ich einige große Batikfabriken. Wie am Fließband aufgefädelt, saßen Frauen im Freien vor den aufgespannten Stoffbahnen und zeichneten mit Tjanting und heißem Wachs die Konturen nach. Das Entwerfen und Zeichnen der Motive waren eine Domäne der Männer geblieben. Zu meinem Erstaunen entdeckte ich eine neue Variante des Farbauftrags. Nicht jeder Farbton wurde im Färbebad aufgebracht, sondern die Flächen mit Pinsel ausgemalt. Die typischen >Krakelüren< entstanden mit dem letzten Färbevorgang. Manche Stoffbahnen wurden nach dem Ausmalen mit Wachs zugedeckt. Beim Eintauchen in dunkle Farbe bekam die Wachsschichte Risse, diese wurden dunkel gefärbt. Durch das Schwenken der Stoffbahnen in großen Bottichen mit kochendem Wasser wurde das Wachs ausgewaschen.

 

>Ich werde Weinviertler Kellergassen und Landschaftsbilder batiken. Nun brauche ich nur noch harmonisch abgestimmte Naturfarben<, sagte ich, ganz dem Zauber dieser Technik verfallen, zu meinem  Begleiter.

Jeder Fabrik war ein kleiner Verkaufsladen angeschlossen. Es gab keine Stoffe mit traditionellen Mustern, wie ich sie aus den Büchern kannte. Man passte sich offensichtlich dem Geschmack der Europäer und Amerikaner an und erzeugte modernes Design. Dennoch wählte ich zwei Meter Stoff für einen Sarong zur Erinnerung an die Reise.

 

Zuletzt wollte ich Naturfarben kaufen. Der herbeigeeilte Geschäftsführer zeigte auf die Ware und erklärte sichtlich stolz: >Sie sehen hier nur wasch- und lichtechte Stoffe! Wir verwenden seit Jahren die synthetischen Pigmente von IG Farben aus Deutschland.<