2020 LOCKDOWN -
DIGITALE KOMMUNIKATION MIT
DEM 2jährigen ENKEL
LOCKDOWN - digitale Kommunikation
© Gerlinde Pauschenwein
Wie gingen Kleinkinder mit dem Lockdown um?
Fantasievoll, kann ich aus eigener Erfahrung mit dem 2-jährigen Enkel bestätigen. Meine Tochter hat an meiner Stimmlage erkannt, dass es mir nach drei Wochen Lockdown nicht gut ging, mein bisher aktives soziales Leben war auf null, meine Kreativität schien verloren. Eines Nachmittags kam ihr Anruf über Whats App.
„Hallo Omi“, hörte ich meinen Enkel sagen. Felix lächelte mir mit seinen leuchtenden Kinderaugen entgegen. Meine Freude war groß.
"Hallo mein Liebling“, antwortete ich glücklich.
„Hallo, tust du?“
„Ich telefoniere mit dir“, sagte ich lachend auf seine Standardfrage, die er mir, seit er in drei Wort-Sätzen spricht, immer wieder stellte. Wir lächelten uns an, ich spürte ein Glücksgefühl hochsteigen. Unser Lächeln war die Sprache des Herzens, mit der wir seit seinem ersten Lächeln ohne Worte kommunizieren. Meine Tochter hielt ein großes Tierbuch so geschickt in die Kamera, dass ich Felix` fröhliches Gesicht, aber auch die Bilder im Buchsehen konnte. Auf der Doppelseite im A3 Format war die Landkarte von Europa mit vielen Tieren abgebildet. Gute Idee!
Ein Frage-Antwortspiel begann. Von Fischen und Seepferdchen im Atlantik, bis zum Eisbären am Nordpol kannte Felix jedes Tier, bei vielen lieferte er ungefragt auch die Laute dazu. Seine Ausdauer war erstaunlich. Diese Videotelefonate wiederholten wir in zwei Tagesrhythmen. Ich war selig, meine Lebensfreude stieg exponentiell. Felix begann eines Tages mit dem Versteckspiel, wie wir es bisher bei meinen 1x wöchentlich stattfindenden Omi Tagen, gespielt hatten.
Er lief hinter den langen Vorhang bei der Terrassentüre, robbte am Bauch unter den Esstisch, legte sich hinter die großen Zierpolster auf der Wohnlandschaft – meine Tochter schwenkte mit dem iPad mit. Er sah und hörte mich, rufen, lachte vergnügt, wenn ich ihn natürlich nicht sofort fand. Ein beglückendes Erlebnis für uns beide!
Versteckspiele auf einer Distanz von 35km zwischen Wien – NÖ mit iPad!
Im Laufe der Wochen hatten wir viele Tiere dieser Welt gemeinsam im Kinderbuch gefunden, alle nur möglichen Verstecke im Wohnzimmer und im Garten durchgespielt. Als ich bei einem Telefonat länger mit meiner Tochter plauderte, hielt Felix eine Kaffeetasse mit Untertasse aus seiner Kinderküche vor das iPad und unterbrach unser Gespräch: „Omi Kaffee!" Ich musste lachen.
Kaffee trinken gehörte zu unserem wöchentlichen Ritual: Während Felix seine Obstjause aß, trank ich stets eine Tasse Kaffee. Offensichtlich erinnerte er sich nun daran. Bis zum Ende des Lockdowns saß ich manchmal bei einer Schale Kaffee, Felix bei seiner Obstjause, wenn wir über das iPad kommunizierten.
Für den 2-Jährigen eine ganz selbstverständliche Variante!
Die kindliche Kreativität, der Fantasiereichtum, das fröhliche Lachen, die glücklich strahlenden Augen meines Enkels gaben mir während des Lockdowns Kraft, Mut und Zuversicht für diese neue Lebenssituation.